SPIELTHEORIE – Part 2: Das ganze Leben ist ein Spiel

… Und wir sind nur die Kandidaten.

Beim Monopoly kann man ganze Straßen besitzen und sich mit seinen Mitspielern bis aufs Messer um einzelne Grundstücke streiten. Man fühlt sich auch gerne von seinen Freunden über den Tisch gezogen, aber wenn man mit dem Spielen aufhört, vergisst man das alles. Denn es war ja nur ein Spiel und hat nichts mit der Realität zu tun. Diese Diskrepanz zwischen Realität und Spiel finden wir aber auch in der Spieltheorie. 

Das Problem dabei ist, dass wir mit der Spieltheorie die Realität gezielt abbilden wollen. Einer der Gründe für solche Diskrepanzen ist, dass wir uns oft gar nicht aller Handlungsmöglichkeiten bewusst sind. Das ist auch verständlich, wenn wir an unseren Alltag denken. Oft versuchen wir, unsere Schritte so weit wie möglich im Voraus zu planen, aber in der Situation, in der unser Plan zum Tragen kommen soll, handeln wir anders. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber oft ist es einfach so, dass unser Plan im Moment nicht mehr richtig erscheint, wenn unser “Mitspieler“ anders handelt, als wir es antizipiert haben.

Die Handlungen unserer “Mitspieler“ und deren Abbildung in der “klassischen“ Spieltheorie erschweren es uns zusätzlich, ein realitätsgetreues Abbild zu erstellen. Dort bilden wir den Prozess statisch ab. Man kann sich das wie beim Schach so vorstellen, dass auf unseren Zug ein Zug unseres Mitspielers folgt. In der Realität treffen die verschiedenen Parteien ihre Entscheidungen jedoch nicht nacheinander, sondern oft parallel. Dies mag einer der Gründe sein, warum es uns oft so schwer fällt, die Handlungsoptionen unserer Mitspieler zu antizipieren. Aber selbst wenn wir sie antizipieren können, kann es sein, dass verschiedene Handlungsmöglichkeiten in der Realität illegal sind. Zum Beispiel wollen wir mit unseren Konkurrenten kooperieren und Preise gemeinsam festsetzen. Dies ist aber nach Kartellrecht illegal und daher nicht durchführbar.

Aber selbst, wenn wir all dies vernachlässigen, wählen wir unsere optimale Handlungsmöglichkeit aufgrund des erwarteten Nutzens oder Ertrags. Dieser bildet sich als Ergebnis der verschiedenen Handlungen von uns und unseren Mitspielern und hängt somit direkt oder indirekt von unseren Mitspielern ab. Neben den bereits diskutierten Problemen ist die Genauigkeit des Erwarteten Nutzens oft in Frage zu stellen, da wir z.B. bei einem potenziellen Markteintritt nicht genau wissen, wie der Markt darauf reagiert. Fehler in diesem Bereich können dazu führen, dass die optimale Handlung in der Realität anders aussieht als im Spiel. 

Angesichts dieser Probleme könnte man meinen, dass die Spieltheorie doch nicht so nützlich ist. Aber alle diese Probleme können beseitigt werden. Solche Spiele sind dann aber um vielfaches komplexer als das vorgestellte Beispiel und benötigen ein erhebliches maß mehr an Ressourcen. Aus diesem Grund lohnt sich der Einsatz der Spieltheorie bei großen Projekten und nicht unbedingt bei der Frage, wo man zu Mittag isst. 

Aber auch in diesen Fällen ist zu beachten, dass die Handlung mit dem höchsten Nutzen nicht immer die beste Handlung sein muss. Dies kann der Fall sein, wenn die Kooperation mit unseren Mitspielern zu einem höheren Gesamtnutzen führt. Aber auch dies setzt ein gewisses Maß an emotionalem Verständnis voraus, um zu verhindern, dass wir nicht die optimale Option wählen, weil wir hassen, was diese Option für uns bedeutet. Im Kooperationsbeispiel könnten wir es beispielsweise hassen, mit unseren Mitspielern zusammenzuarbeiten, und deshalb eine Handlungsoption mit einem geringeren erwarteten Nutzen wählen. Auf Kooperationsspiele und andere Besonderheiten der Spieltheorie werden wir in einem der nächsten Blogs eingehen.

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